Mit der Verkabelung von Stromleitungen werden große Hoffnungen verbunden, vor allem hinsichtlich höherer Akzeptanz vor Ort. Während Erdkabel im Verteilnetzbereich (110 kV und niedriger) häufig eingesetzt werden, sind sie im Höchstspannungsbereich (380 kV) noch nicht Stand der Technik.
Sie sind zudem deutlich kostenintensiver und aufwändiger zu betreiben als Freileitungen. Bei Störungen zeigen aktuelle Erfahrungswerte, dass es Monate dauern kann, bis ein Kabel wieder in Betrieb gehen kann, während Freileitungen in der Regel nach einigen Tagen wieder einsetzbar sind. Auch die Auswirkungen von Erdkabeln auf die Umwelt sind nicht geringer, weil ein massiver Eingriff in den Boden, unter Umständen in den Wasserhaushalt und in die Landschaft vorgenommen wird.
Die Entscheidung, ob eine Stromleitung als Freileitung oder Erdkabel gebaut werden soll, ist darum stets eine Einzelfallentscheidung. Erdkabel sollten dort eingesetzt werden, wo es sich für Mensch, Natur und Fauna als vorteilhaft und ökonomisch sinnvoll erweist. Unserer Erfahrung nach sind Kabellösungen eher dort prüfenswert, wo eine Entlastung des Landschaftsbildes für unmittelbare Anwohner erreicht werden kann. In Naturschutzgebieten hingegen wird nach unseren Erkenntnissen durch Erdkabel sehr viel tiefer in die Natur eingegriffen, als durch herkömmliche Freileitungen.
Die Möglichkeit zur Prüfung punktueller Teilverkabelungsabschnitte für größere Projekte ist derzeit gesetzlich sehr stark eingeschränkt. Dennoch lohnt es sich, im Dialog mit den gesellschaftlichen Akteuren gezielte Einzelfallanalysen in besonderen Fällen vorzunehmen. Die im Artikelgesetz zum neuen EEG eingeführte Möglichkeit, eine Teilerdverkabelung im Einzelfall nun auch bei den Gleichstromprojekten (Gleichstrompassage Süd-Ost) prüfen zu können, ist daher äußerst sinnvoll.