Bedarf und Gesetzlicher Hintergrund
Für das Netzanbindungsprojekt Ostwind 3 plant 50Hertz ein neues Umspannwerk (UW) zwischen den Ortsteilen Stilow und Klein Ernsthof der Gemeinde Brünzow zu bauen, in dem der Strom von 220 Kilovolt (kV) auf 380 kV transformiert wird. Das bestehende Umspannwerk in der Nachbargemeinde Lubmin bietet mangels ausreichender Fläche keine Möglichkeit mehr, weitere Seekabel anzubinden. Außerdem spielen hier netztechnische Aspekte eine wichtige Rolle, nach denen die Anbindung eines weiteren Systems an diesem Standort mit bereits zwei Offshore-Netzanschlüssen eine größere Gefahr für Störungen und Systemausfälle birgt.
Für das Umspannwerk war im Netzentwicklungsplan 2030 (2019) der Suchraum in den Gemeinden Lubmin/Brünzow/Wusterhusen und Kemnitz vorgegeben. Vor einer Standortentscheidung erfolgt in diesem Bereich eine umfangreiche und sorgfältige Prüfung zahlreicher Kriterien. Beispielsweise sollte der Standort möglichst außerhalb von Naturschutzgebieten und Trinkwasserschutzzonen liegen. Ein ausreichender Abstand zu Wohn- und Siedlungsflächen ist ebenfalls zu beachten. Die verkehrliche Anbindung des UW sollte über geeignete Straßen und Schienen möglich sein. Außerdem sollte sich das bestehende 50Hertz-Höchstspannungsnetz, hier eine 380-kV-Freileitung, in der Nähe befinden, damit das Umspannwerk mit dem 50Hertz-Netz verbunden werden kann.
Genehmigung
Für den Bau des neuen UW Stilow führt 50Hertz ein Planfeststellungsverfahren (PFV) zusammen mit der landseitigen Kabeltrasse durch. Die zuständige Genehmigungsbehörde ist das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern (WM M-V). Ein PFV ist eine detaillierte Genehmigungsprüfung, in der es nicht um das „ob“, sondern um das „wie“ des Vorhabens geht – also die Konkretisierung des Standorts, die Bauweise und die technische Umsetzung des Umspannwerks.
Ein Teil des PFV ist die gesetzlich verankerte, formale Öffentlichkeitsbeteiligung. Hierbei werden die Träger öffentlicher Belange beteiligt, wie beispielsweise das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern (StaLU Vorpommern). Das PFV dauert in der Regel 12 bis 24 Monate. Die Genehmigung erfolgt nach § 43 Energiewirtschaftsgesetz (EnWG).
Im Rahmen der Planfeststellung wird auch die sogenannte Einschleifung beantragt. Die Einschleifung ist die Anbindung des Umspannwerks an das vorhandene Übertragungsnetz von 50Hertz. So wird die Einbindung des Windparks ins deutsche Übertragungsnetz komplettiert.
50Hertz führt unterstützend zur gesetzlich vorgegebenen, formellen Bürgerbeteiligung eine informelle Bürgerbeteiligung in Form eines Bürgerdialogs durch. Der Bürgerdialog beruht auf eigenen Erfahrungen von 50Hertz und nicht auf gesetzlichen Vorschriften. Diese Unterscheidung ist wichtig, denn der Bürgerdialog hört dort auf, wo die formale gesetzlich verankerte Öffentlichkeitsbeteiligung beginnt (siehe auch Transparenz und Bürgerbeteiligung).
Bauweise und Technik
Der Zweck eines Umspannwerks (UW) ist die Verbindung verschiedener Spannungsebenen. In diesem Fall spannt das Umspannwerk 220 kV auf 380 kV um und speist den Strom in das 50Hertz-Übertragungsnetz ein.
Das Umspannwerk in Stilow wird in Freiluftbauweise realisiert. Das bedeutet, die normale Luft wird als Isoliermedium zwischen den spannungsführenden und den spannungsfreien Teilen innerhalb der Anlage genutzt. Solche freiluftisolierten Schaltanlagen benötigen ausreichend Platz, um genug Abstand und somit genug Isolierung zwischen den technischen Geräten zu gewährleisten.
Den Großteil der Fläche auf dem Gelände des Umspannwerks in Stilow werden entsprechend die aktiv an der Stromleitung beziehungsweise unter Hochspannung stehenden Geräte einnehmen, die sogenannte Primärtechnik.
Zudem gibt es in jedem Umspannwerk ein Gebäude, in dem die sogenannte Sekundärtechnik untergebracht ist. Diese fungiert als das Gehirn der Primärtechnik. Das heißt, sie schützt, steuert und regelt das System der Netzanbindung. Sie schützt im Fehlerfall, regelt im Normalfall und wird durch das 50Hertz-Control Center gesteuert.
Weitere Informationen zu Umspannwerken finden Sie in unserer Publikation „50Hertz-Stromkreuzungen - So funktionieren Umspannwerke“.