Turmfalke auf einer Bestandsleitung. Quelle: Myotis.
Für die Abschnitte Mitte und West der 380-kV-Freileitung Pulgar-Vieselbach werden aktuell die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren erarbeitet. Dafür finden unter anderem Biotopkartierungen und faunistische Erfassungen im Bereich des bestehenden und des geplanten Trassenverlaufs statt. Die Arbeiten sind notwendig, um Eingriffe in ökologisch besonders wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere so gering wie möglich zu gestalten. Das betrifft einerseits die Festlegung künftiger Maststandorte und andererseits die Planungen für die Bauphase, um beispielsweise Störungen in der Brutzeit auszuschließen. Dafür müssen die örtlich vorkommenden Arten und ihre genauen Verbreitungsgebiete bekannt sein.
Zu diesem Zweck wurde die Firma Myotis - Büro für Landschaftsökologie aus Halle (Saale) von 50Hertz beauftragt, über das Jahr 2020 hinweg Bestände zu erheben. Begonnen haben die Arbeiten im vergangenen Dezember. Die „heiße Phase“ beginnt jedoch jetzt im Frühjahr – parallel zur Aktivität der Tiere.
Die Bestände von Tier- und Pflanzenarten werden insbesondere durch Zählungen bei Ortsbegehungen erfasst, für einige Arten bedarf es jedoch weiterführender Maßnahmen. So werden Fledermausvorkommen zum Beispiel durch telemetrische Untersuchungen und punktuelle Netzfänge festgestellt. Für einige Artengruppen wird zeitweise „Material“ im Gelände ausgebracht, beispielsweise für die Haselmäuse sogenannte Bilchtuben (kleine Plastikröhren) an Gehölzen, Versteckmöglichkeiten für Reptilien oder Amphibien auf dem Boden sowie Batcorder für die Fledermäuse an Bäumen. Alles ist gekennzeichnet und wird spätestens zum Jahresende wieder entfernt.
Ein Schwerpunkt der Kartierungen liegt auf Vogelvorkommen. Hier gilt es, neben Zugbewegungen und Rastflächen insbesondere das Brutverhalten zu kennen, um Horste und Nester besonders zu schützen. Dies betrifft nicht zuletzt solche, die sich auf der Bestandsleitung befinden. Bei Hubschrauberflügen entlang der Trasse werden aus sicherer Entfernung Fotos der Nester aufgenommen und anschließend zur Artenbestimmung ausgewertet.
Bei den Arbeiten werden Methoden angewandt, die sich in zahlreichen Verfahren bewährt haben und laufend an den Stand der Forschung angepasst werden. Um das Vorgehen bei den Kartierungen auf die lokalen Begebenheiten zuzuschneiden und bereits bekannte Artvorkommen berücksichtigen zu können, wurden Umfang und Ablauf der Kartierungen mit den zuständigen Naturschutzbehörden im Vorfeld eng abgestimmt. Auch Naturschutzvereinigungen aus Thüringen und Sachsen-Anhalt hatten Gelegenheit, Anmerkungen zum Kartierkonzept einzubringen.
Die Kartierenden sind fachlich versiert und nicht nur tagsüber, sondern oftmals auch in der Dämmerung oder – z.B. für Eulen oder Fledermäuse – nachts im Trassengebiet unterwegs. Sie können sich ausweisen und tragen ein Beauftragungsschreiben von 50Hertz bei sich. Die Fahrzeuge sind i.d.R. an dem KfZ-Kennzeichen HAL-MY erkennbar. Zur Vermeidung von Unfällen wird anlässlich der beginnenden Jagdsaison um besondere Umsicht gebeten. Örtliche Behörden wurden bereits über die Begehungen informiert.
Sollten Sie Fragen oder Anregungen zum Thema Kartierungen haben, erreichen Sie die Projektsprecherin Marie Bartels unter Marie.Bartels@50hertz.com oder 030 - 51502162. Auch für Grundstückseigentümer*innen, Flächenbewirtschafter*innen und Jäger*innen stehen wir unter diesen Kontaktdaten gerne zur Verfügung.